Andrew Jareckis “Capturing the Friedmans” wurde praktisch mit seiner Veröffentlichung zu einem bahnbrechenden Meilenstein in der Geschichte des Dokumentarfilms. Beim damaligen Sundance Film Festival gewann er den renommierten Grand Jury Preis und sowohl wohlwollende Kritiken als auch wütende Kontroversen und verbissene Debatten in der Öffentlichkeit brachten ihm schließlich sogar eine Oscar-Nominierung ein. Die düsteren Ermittlungen des Filmemachers gegen die pädophilen Verbrechen des zum Zeitpunkt des Films bereits verstorbenen Arnold Friedman und seines jungen Sohnes Jesse werden unter anderem durch unangenehm intime Videos der Familie untermalt, die sie selbst von sich machte. Sie zeigen gleichzeitig das durchschnittliche Leben einer amerikanischen Familie sowie Stück für Stück die Lagen von Verbrechen, die darunter verborgen liegen.
Es gibt unendliche Möglichkeiten, diesen beunruhigenden Dokumentarfilm zu deuten. Eine Abhandlung über die voyeuristische Natur von Dokumentation und was passieren kann, wenn unter die Oberfläche von scheinbar normalen Familien geschaut wird. Ein überraschender Thriller. Vor allem aber ist “Capturing the Friedmans” eine einmalige Detektivarbeit und Darstellung eines Verbrechens, welche die Zuschauer so unsicher über die Opfer und Täter macht, wie die Menschen, die mit dem Fall involviert waren. Kein angenehmer Film, aber einer, der wirklich zum Nachdenken bringt.